Montag, 28. September 2015

Bericht über die NABU/NAJU-Wanderung vom Samstag, 05.09.2015

Text: Birgit Weber, Bilder: Weber/Schmidt

Eine rund 30-köpfige Gruppe wanderte vom Treffpunkt in der hinteren Bornstraße in Steinbach am Waldlehrpfad vorbei zum Keltenbrunnen und weiter zum Heidenhäuschen.

Mit dem Waldlehrpfad wurde im Spätherbst 2011 begonnen, erklärte Birgit Weber den Anwesenden. 

Birgit Weber

Damals beschäftigte sich die NAJU-Gruppe mit dem Thema Wald.
„Warum ist der Wald so wichtig für den Menschen?“ fragten wir uns und erläuterten den ökologischen Kreislauf, aus dem hervorgeht, dass wir Menschen ohne Sauerstoff nicht lebensfähig sind. Der Wald verhilft uns aufgrund der Photosynthese zu eben diesem. Der Wald als Wasserspeicher für unser Trinkwasser ist ein weiterer Grund, den Wald zu schützen. Darüber hinaus bietet der Wald viele andere Vorteile für Mensch und Tier.


Eine Welt ohne Bäume?

Wo befindet sich eine Specht-Schmiede, die Rinde welcher Bäume ist glatter oder rauer als andere und was man im Wald am besten spielen kann, das erfährt man auf den Schildern. Von Klima- und Bodenschutz über den Wald als Erholungsort und auch als Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen bis hin zum Nutzfaktor Holz wurden Thesen herausgearbeitet, die die Kinder ausformulierten und auf einfache Holzschilder schrieben. Diese wurden dann entlang des Weges an die Bäume gehängt und informieren so die Besucher. Mittlerweile wurden diese Schilder von NABU-Mitglied Hans-Josef Wagner durch eine witterungsfeste Ausfertigung ersetzt. Ihm verdanken wir auch die Bild-Info-Tafeln über das Rotkehlchen, die Meise und die Bedeutung von Totholz für den Wald. Die Besucher der Wanderung waren sehr aufmerksam, lasen sich die Schilder durch, entdeckten den Spechtbaum und zeigten großes Interesse an unserer Arbeit. 
Tina Gilsdorf wies auf die verschiedenen Altersstufen des Waldes hin, sie zeigte die verschiedenen Nistkästen, die von unterschiedlichen Waldbewohnern benutzt werden. Die Naju reinigt und pflegt diese Nistkästen während des Jahres.

Tina Gilsdorf

Es gibt noch viele Möglichkeiten, den Waldlehrpfad fortzuführen. So wünschen sich die Veranstalter viele Menschen, die in den Wald kommen und viele Kinder und Jugendliche, die den Weg zur NAJU finden. Auf dem Weg hängen auch viele verschiedene Nistkästen, für Meisen, Kleiber und einen eigens entwickelten Kasten für den Baumläufer. Dass man sogar aus einem ausgedienten Gummistiefel einen tollen Nistkasten machen kann, beweist ein Exemplar, ebenfalls angefertigt von Hans-Josef Wagner, das in der Wandergruppe für Erheiterung sorgte.

Wagnerscher Nistkasten

Die erste keltische Sehenswürdigkeit auf der Strecke ist der auf rund 2500 Jahre datierte Keltenbrunnen. 
Die Besonderheit des Keltenbrunnens: Er ist so angelegt, dass er im Winter nicht zufriert (auch nicht bei Eiseskälte) und im Sommer nicht austrocknet. Genial!
Diese These kann die Berichterstatterin aufgrund eigener Nachforschungen bestätigen. Bereits 1949 wurde eine alte Quellfassung entdeckt. Es dauerte aber bis zum Jahre 2007, bis die durch einen Windbruch beschädigte Mauer gehoben und verwahrt wurde. Die dabei entdeckten Keramikfunde datierten in die frühkeltische Hallstadtzeit (600 v. Chr.), ebenso wie der darüber aufgestellte Menhir. In den Jahren 2011-13 wurde der keltische Brunnenrand samt Treppe originalgetreu restauriert (nachfolgendes Bild),
der Menhir (Bild darunter) frei gelegt und die Informationstafeln angebracht.

Keltenbrunnen

Menhir


Das gesamte Gebiet um das Heidenhäuschen ist nicht nur FFH-Schutzgebiet (Fauna-Flora-Habitat = "Schutzgebiet der einheimischen Natur"), sondern uraltes keltisches Siedlungsgebiet. Ein Grund, das „Volk der Kelten“ einmal genauer unter die Lupe zu nehmen:
Die Kelten sind die erste vorgeschichtliche Zivilisation unserer Heimat. Genaugenommen waren die Kelten kein „Volk“, vielmehr waren sie in verschiedene Clans und Stämme aufgeteilt. So waren z.B. die aus der Bibel bekannten Galater ein keltisches Volk, die Etrusker sind in ihnen aufgegangen, auch die Gallier in der französischen Region waren Kelten und natürlich die Völker in Irland, Schottland und Wales. Das alles weist auch auf das sehr große Verbreitungsgebiet der Kelten hin, von Frankreich, Großbritannien bis Norddeutschland, aber auch hinunter zur Iberischen Halbinsel bis in den Alpenraum hinein sowie in den Osten Europas hinein. Später drangen die Kelten bis nach Italien, auf den Balkan und bis in die Türkei und damit nach Kleinasien vor. 
Die Gemeinsamkeiten all dieser Clans und Stämme war die keltische Sprache: das Bretonische in der französischen Bretagne, das Kymrische in Wales oder das Gälische in Schottland erinnern heute noch daran (Schottenrock = „kilt“). Auch das Räto-Romanische, das in einzelnen schweizerischen Alpentälern noch heute gesprochen wird, soll mit der keltischen Sprache verwandt sein.

Zum Thema Kelten

Die Kelten waren Meister des Bergbaus und der Eisenverarbeitung, sie kannten sich aus in der Metall -, Keramik - und Glasverarbeitung und waren zudem kunstfertig. Auch Alltags-gegenstände wurden aufwendig verziert. Mit ihren angefertigten Produkten wie Waffen, Schmuck, Webwaren und Töpferwaren trieben sie Handel bis in den Mittelmeerraum.
   In allen Clans gab es Druiden (Lehrer, Richter, Ärzte in einem), denen die wichtigen Entscheidungen oblagen. Sehr fortschrittlich waren die Kelten in der Struktur ihrer Gesellschaft: es gab nicht nur Druiden, sondern auch Druidinnen, Clanführer und Clanführerinnen und auch innerhalb der einzelnen Familien war das Oberhaupt oft die Frau. Die Kelten gelten als sehr kriegerisch – nicht nur, dass sie sich feindlichen Angriffen der Römer und Germanen erwehren mussten, sie sind auch als Söldner auf Eroberungszug gegangen und waren oft lange nicht zu Hause. Später sind die Kelten durch neue Völker aus dem Osten verdrängt worden, aber sie sind auch vor allem in germanischen und römischen Völkern aufgegangen.
Ab 750 – 450 v. Chr. spricht man von der Hallstadt-Kultur, danach beginnt die Latènezeit, beides nach Orten wichtiger Fundstücke u. Ausgrabungen benannt. Hallstadt ist ein Ort in Österreich, La Tène ein Ort in Frankreich, wo große Völker lebten. Von ihnen wurden viele archäologische Spuren gefunden. Die Kelten hatten keine Schrift, alles Wissen ist von Ausgrabungen erlangt bzw. durch die Niederschriften der römischen und griechischen Geschichtsschreiber bekannt geworden.
Die Kelten aus unserem Gebiet lebten in kleinen Dörfern und Anlagen als Bauern, Handwerker und Kaufleute, meist auf Anhöhen (Opferplatz). Einige Plätze wie die Dornburg bauten sie zu Ringwall geschützten Siedlungen aus, hier zwischen Keltenbrunnen und Heidenhäuschen sind ebenfalls Teile einer Ringwallanlage gefunden worden.

An die Kinder wurden Ausmalbilder mit Informationen über die Kelten verteilt, bevor sich die Gruppe weiter auf den Weg zum Heidenhäuschen machte

Das Heidenhäuschen spiegelt dieses keltische Siedlungsgebiet ebenfalls wider.
Zwischen Oberzeuzheim und Hangenmeilingen erstreckt sich eine von Norden nach Süden ziehende imposante „Basaltrippe“ – das Heidenhäuschen – das sich 398 m über die Landschaft erhebt. Von der felsig zerklüfteten Spitze aus, am Westrand der Erhebung, ist ein weit reichender Rundblick möglich. Zwar versperren heute die Bäume den Blick ins Limburger Becken und in den ansteigenden Westerwald, der Aufstieg lohnt sich allemal.


Heidenhäuschen

Geologisch ist das Heidenhäuschen ein Bergrücken, der das Wahrzeichen der Orte Hangenmeilingen, Oberzeuzheim, Ellar und Steinbach ist. Das bewaldete Heidenhäuschen verfügt über ein ausgedehntes Blockmeer aus Olivinbasalten. Olivine sind gesteinsbildende Mineralien und bilden den Hauptbestandteil des Erdmantels. Sie entstehen u.a. bei Vulkanausbrüchen durch die rasche Erkaltung geschmolzenen Steins an der Erdoberfläche. Ein solches Ergussgestein ist der Basalt.

Die Landschaft am Heidenhäuschen ist seit 1927 als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Erhaltungsziele des Gebiets sind der Waldmeister-Buchenwald und die Schlucht- und Hangmischwälder. Daneben wachsen hier einige Bäume, die auf der Roten Liste verzeichnet sind. Hierzu zählen die zweiblättrige Waldhyazinthe und die grünliche Waldhyazinthe.

Seinen Namen hat das Heidenhäuschen nicht von den heidnischen Kelten, die hier einst eine Fliehburg unterhielten. Vielmehr leitet er sich von einer ehemaligen Gerichtsstätte ab. Die unter König Dagobert I. um 633 niedergeschriebene Gesetzessammlung der Ripuarischen Franken Lex Ribuaria bestimmte das "harahus" als die Stätte, an der Eide zu schwören waren. Dieser Name hat sich im mundartlichen hârehäusje erhalten und wurde im frühen 19. Jahrhundert als Heidenhäuschen interpretiert.
Damit hat auch die dort aufgestellt Blockhütte (Wanderschutzhütte) nichts mit dem Namen Heidenhäuschen zu tun.
Es gibt die Sage vom Sonntagsjäger, einem Grafen, der einst gegen einen Unbekannten einen so weiten Sprung über eine Schlucht wagte, dass der Abgrund beide Reiter mit ihren Rössern verschlang. Anschließend stürzte das Schloss des Grafen ein und daraus wurden die Basaltblöcke. Diese Sage beweist, dass die Menschen schon lange von einer einstigen „Burg“ an dieser Stelle wussten, diese aber nie gefunden wurde! Die „Burg“ ist aber als Gemarkungsname für das Waldstück geblieben.
Neueren Datums ist die Sage über den berühmt-berüchtigten Räuber Schinderhannes, der seinerzeit am Heidenhäuschen lagerte.


Über der Schinderhannes-Höhle

Johannes Bückler, geb. 1778 im Taunus, wuchs in Simmern im Hunsrück auf, und machte auch diese Gegend mit seinen Raubzügen unsicher. Er hatte den Ruf eines „Robin Hood“, weil ihn viele Leute vor Verfolgung schützten. In Wahrheit war er aber ein brutaler Räuber und Betrüger, dem 1803 in Mainz der Prozess gemacht wurde.
Die Witterung war trocken und während der Wanderung kam die Sonne hervor. Ein idealer frühherbstlicher Tag für eine schöne interessante Wanderung. Allen Teilnehmern hat es sehr gut gefallen!
Geschichtsträchtig und sagenumwoben ist dieser Ort, spannend und zudem erholsam, und so endete die Wanderung mit dem Vortrag dieses Gedichts:


 „Doktor Wald“ 
von Förster Helmut Dagenbach, 1986

Wenn ich an Kopfweh leide und Neurosen,
mich unverstanden fühle oder alt,
und mich die holden Musen nicht liebkosen,
dann konsultiere ich den Doktor Wald.
Er ist mein Augenarzt und Psychiater,
mein Orthopäde und mein Internist.
Er hilft mir sicher über jeden Kater,
ob er von Kummer oder Cognac ist.
Er hält nicht viel von Pülverchen und Pille,
doch umso mehr von Luft und Sonnenschein.
Und kaum umfängt mich angenehme Stille,
raunt er mir zu: "Nun atme mal tief ein!"
Ist seine Praxis oft auch überlaufen,
in seiner Obhut läuft man sich gesund.
Und Kreislaufkranke, die noch heute schnaufen,
sind morgen ohne klinischen Befund.
Er bringt uns immer wieder auf die Beine,
das Seelische ins Gleichgewicht,
verhindert Fettansatz und Gallensteine.
nur - Hausbesuche macht er leider nicht.


Jüngste Teilnehmerin und ältester Teilnehmer der Wanderung

http://www.hjwolf.de/#iv0965 „Das Hadamarer Land“ von Hans-Josef Wolf,(Sage vom Sonntagsjäger)
„Das waren die Kelten“ Archäologie für Kinder, N. Kissel und V. Rupp, Kissel-Verlag
„Die Kelten – Verborgene Welt der Barden und Druiden“, A. Bernhardt +B. Fricke, Gerstenberg-Verlag


Dienstag, 1. September 2015

Liebe Naturschützer,

wie bereits angekündigt, findet am kommenden Samstag, 5. September 2015, die Wanderung vom Keltenbrunnen zum Heidenhäuschen statt.

 Keltischer Brunnen
Heidenhäuschen
Wir entdecken die Fauna und Flora unseres Forstes und stellen den von der NAJU begonnenen Waldlehrpfad vor. Ein erster Halt am Keltenborn führt uns zurück in die Zeit eines sehr interessanten einstigen Volkes. Am Gipfel des Heidenhäuschens finden sich ebenfalls noch keltische Spuren, auf die wir kurz eingehen werden.
Die Wanderung ist für alle naturkundlich und geschichtlich Interessierte geeignet, besonders für Familien, da sie von NAJU- und NABU-Mitgliedern durchgeführt wird.
Also, herzliche Einladung an KLEIN & GROSS, am Samstag dabei zu sein!

Treffpunkt ist um 13:30 h an der hinteren Bornstraße in Steinbach.
Dauer: gut 2 - 2,5 Stunden

Bitte auf  witterungsgemäße Kleidung und festes Schuhwerk achten.
Wer möchte, bringt sich eine Brotzeit mit.

Wir freuen uns auf viele Teilnehmer,
bis dahin,

für das NAJU-Team
Birgit Weber