Dienstag, 30. Juni 2015

Fledermaus-Life-Show am 19. Juni 2015
in Niederzeuzheim

Schnell füllte sich das Klassenzimmer im Erdgeschoss der Grundschule Niederzeuzheim mit Schulkindern, Eltern, Lehrern und zahlreichen anderen Interessierten, die sich über Deutschlands größte Fledermausart, das Große Mausohr informieren wollten.


Seit Jahren beziehen die Weibchen der ca. 300-Tiere-starken Kolonie ihr Sommerquartier im Dachstuhl von St. Peter, um dort ihre Jungen zu gebären und aufzuziehen. Die Männchen leben derweil einzeln oder in kleinen Gruppen in verschiedenen Quartieren in Wald und Feld. Anhand mitgebrachter Exponate erfuhren die Besucher zunächst, wie groß das Große Mausohr wirklich ist, gerade im Vergleich zu der kleinsten vorkommenden Art, der Zwergfledermaus, die in eine Streichholzschachtel passen würde.

 
Das große Mausohr hat eine Länge von 10 bis 13 cm. Mit ausgebreiteten Flügeln erreicht es bis zu 45 cm.
Fledermausarten kann man nicht nur anhand der Körpergröße und Flügellänge, sondern vor allem an ihren Ohren erkennen, die für diese Tiere das „Sehorgan“ sind. Anhand ausgestoßener Rufe im Ultraschallbereich, also für den Menschen nicht zu hören, und der zurückgeworfenen Wellenlängen, kann sich das einzige fliegende Säugetier einen Eindruck von seiner Umgebung machen und auch erkennen, wo Beute zu finden ist.
Das Große Mausohr ernährt sich vorrangig von Motten und Nachtfaltern, aber auch von am Boden krabbelnden Käfern, die mühelos während des Fluges aufgeschnappt werden. Auch dazu waren Exponate zu sehen. 
Eine Fledermaus kann in einer Nacht mehr als ein Drittel ihres Körpergewichts an Insekten vertilgen. Die „Jäger der Nacht“ sind also wahre Schädlingsbekämpfer und ein wichtiger Teil der natürlichen Nahrungskette.
Ausgestopfte und präparierte Vögel wie Waldkauz und Schleiereule, die herumgereicht wurden, stehen für die Feinde der Fledermaus. Krähen schnappen sich auch gerne in Höhlen und anderen Quartieren gefundene Jungtiere, die noch flugunfähig sind.

Nach diesen vielen Informationen konnten die Besucher in Ruhe die ausgelegten Informationstücke ansehen und auch Fragen an die NABU-Mitglieder richten.
Die Kinder erfreuten sich daran, Fledermaus-Masken zu basteln oder Malbilder zu gestalten.

 
Der Spielplatz bot die notwendig gewordene Bewegung und das außen angebotene Spiel „Motte-Fledermaus“ vermittelte den Kindern einen Einblick davon, dass es für eine Fledermaus gar nicht so einfach ist, Beute zu machen.

Derweil erwartete der Biologe und Fledermaus-Experte Karl Kugelschafter die Besucher in der Kirche.

Dank wissenschaftlicher Untersuchungen wie z.B. mit dieser Mausohr-Kolonie ist viel vom Leben der nachtaktiven Tiere bekannt. Dass sie nach dem Erwachen als erstes intensive Körperpflege betreiben, die sehr wichtig ist, um sich von Parasiten frei zu halten, gleichzeitig werden die sozialen Kontakte gepflegt. Die Flügel werden von einer zarten, aber reich durchbluteten Flughaut gebildet, die zwischen den stark verlängerten Fingern, den Beinen und dem Schwanz aufgespannt ist. Diese muss geschmeidig gehalten werden.
Die Weibchen lassen ihre Jungtiere beim Ausflug zusammen im Dachstuhl zurück, um ein jedes nach dem Beutefang wiederzufinden und zu füttern.
Bei genauerem Hinsehen entpuppen sich Fledermäuse als sehr interessante und faszinierende Tiere.
Diese Informationen erhalten die Wissenschaftler von Transpondern, mit denen mittlerweile fast die gesamte Kolonie ausgestattet ist.

Die etwa im Mai geborenen Jungtiere werden bis August aufgezogen, bevor sie flugfähig sind und sich selbst versorgen können. Eine Fledermaus gebiert nur ein Junges im Jahr.
Nach der Aufzucht paaren sich die Fledermäuse im September wieder, gehen dann aber ab Oktober zunächst in den Winterschlaf, aus dem sie erst im März / April wieder erwachen und begeben sich dann in das Sommerquartier.
Bei Rotlicht, das die Tiere nicht stört, und Echolot, das den Ausflug für uns Menschen hörbar macht, wurden nach der Präsentation von Karl Kugelschafter außen an der Kirche die ausfliegenden Tiere beobachtet. Sie fliegen keineswegs gleichzeitig aus, sondern nach und nach, wie sie hungrig sind. Dank Ultraschall bekommen sie ein „Hörbild“ ihrer Umgebung und stoßen nicht an Hindernissen an.
Fledermäuse gelten immer noch als in ihrem Bestand gefährdet und sind generell geschützt. Wir Menschen können die Fledermäuse besser schützen, je mehr wir über sie wissen. Dieser Abend hat dazu beigetragen!

Weitere Infos unter

auf der Seite „NAJU Naturschutz-Wiki“.



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